FREUD, Anna, 1895–1982.


FREUD, Anna, Psychoanalytikerin, 1895–1982.

18 e.Br.m.U. “Deine Tante Anna” bzw. “Anna”. Rathmore 2.I.1969 bis 17.IV.1975. 22 S. gr.-4°. Deutsch und Englisch. Feines Papier, teilweise mit gedrucktem Briefkopf. Mit 17 Umschlägen (Briefmarken vereinzelt ausgeschnitten).



An ihren ebenfalls nach London emigrierten Neffen, den Psychoanalytiker und Säuglingsforscher W. Ernest Freud (ursprünglich Ernst Wolfgang Halberstadt, 1914–2008), den ältesten Enkel Sigmund Freuds. -Ihr Neffe war damals an der von Anna Freud gegründeten Hampstead Clinic tätig, daher behandeln die aus ihrem irischen Landhaus geschriebenen Briefe neben persönlichen auch vielfach psychoanalytische Themen und Klinik-Angelegenheiten.

19.IV.1969. Wegen einer Patientin, die Ernest in Frankfurt a.M. untersuchen sollte. “… You might compare the initial eagerness and willingness for treatment, i.e. her realistic ego-attitude as shown to Dr. Hoffer and me, with the difficulties which set in as soon as treatment began, the latter showing the power of the transference, i.e. her inability to give herself, to submit, to work for success, all the kernel of her neurosis. I always find that very instructive: the ego wants the treatment alliance; the id, the repetition compulsion, in short the transference militates against it.

… give both Mitscherlichs my greetings …”

20.IX.1969. “… Deine Einlage über die selbst-zerstörenden Impulse bei Deiner Patientin ist sehr interessant … Es gibt mir die Idee was die Kombination hinter ihrem Symptom ist: Befriedigung von oral-aggressiven Impulsen mit gleichzeitiger Versagung von exhibitionellen Tendenzen, also ‚indulgence’ und ‚destruction’ in ein und demselben Symptom. Ich glaube, Du kannst eine gute Arbeit aus dem Ganzen machen …

Kannst Du am 23. mit Paula nach Golders Green gehen? Es ist der 30. Todestag …” (Paula Fichtl hatte schon in Wien den Haushalt der Familie Freud geführt). -Erwähnt ihre Arbeit an einem Artikel über “die metapsychologische Klassifikation der Symptomatologie in der Kindheit” (in ihrem nächsten Brief vom 25. September nennt sie den endgültigen Titel: “The Psychopathology of Childhood. An Attempt at Classification”); ferner über den angekündigten Aufenthalt des argentinischen Psychoanalytikers Solomon Resnik in London (“Ich bin neugierig, was Ihr auskochen werdet”) sowie, in einer Nachschrift, über die Freud-Jung-Korrespondenz (… Die Jung-Gesellschaft will statt Kauf, Austausch der Originale. Aber die Archives sind interessiert, Großpapas Originalbriefe zu kaufen”).

20.IX.1973. “… Ich sehe, es gibt nicht viel Neues in Hampstead und Umgebung und das paßt sehr gut zu hier, wo es gar nichts Neues gibt … Die einzige Ausnahme ist der Philadelphia Vortrag, der sich langsam in ein geschriebenes Paper verwandelt. Keine Bomben. Wenn man Frieden sucht, muß man offenbar nach Irland gehen …” -Schon in einem früheren Brief schreibt sie, dass in der Republik nichts von den nordirischen Unruhen zu spüren sei.

17.IV.1975. “… Es ist schön, daß die Cleveland Kandidatin so nett ist und ich hoffe, sie wird im Institut aufgenommen. Es wäre auch sehr erfreulich, wenn sie zu Dir in die Anbalyse käme. Aber warum soll sie nicht zahlen. In Amerika ist man darauf vorbereitet, daß Analysen nicht umsonst sind …

Mit einer Anstellung für sie ist es nicht so einfach. Wir können niemand Neuen anstellen ehe wir nicht neue Grants haben und wenn wir das Geld hätten, dann hätten unsere eigenen Studenten den ersten Anspruch …”

Erwähnt ferner den Schweizer Kinderanalytiker Jacques Berna, Dora Hartmann sowie einen Besuch von Helen Ross in Rathmore.

Beiliegend 2 e. beschriftete Umschläge (zu Ernests Geburtstagen am 11. März) sowie ein Brief ihrer Lebensgefährtin Dorothy Burlingham (1975).


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