WOLF, Hugo, 1860–1903.


WOLF, Hugo, 1860–1903.

E.Br.m.U. Perchtoldsdorf 27.III.1888. 3 S. 8°.



Lebhafter Brief an den ihm befreundeten Schriftsteller Friedrich Eckstein (“Liebster Freund”), den er von seinen geplanten Auftritten und seinem Schaffen unterrichtet, nachdem dieser ein geplantes Treffen hatte absagen müssen.

“… Ihre telegraphische Absage ist mir erst heute (Dienstag) zu Händen gekommen u.z. aus dem einfachen Grund, weil ich Montag bei Lang” (sein Freund Rechtanwalt Edmund L., Ehemann der Theosophin und Frauenrechtlerin Marie L.) “genächtigt, Sonntag aber um 2 Uhr per Wagen nach Wien fuhr.

Hoffentlich ist Ihr Unwohlsein nicht von der schlimmen Art u. verhindert Sie doch nicht, Donnerstag in den Wagner-Verein zu kommen, um für mich Stimmung zu machen, od. um mich in meiner Weise auszudrücken: zu grunzen.

Heute Vormittag war ich trotz des schönen Wetters ganz verzweifelt, da mir absolut nichts einfallen wollte u. ich den Tag schon als verloren betrachtete.

Ich bin Ihnen schon wieder beruhigt. Nachmittag schrieb ich ein ganz besonders gelungenes Lied ‘Storchenbotschaft’ (natürlich Mörike) u. so habe ich wieder Hoffnung, daß die Mühle munter weiter klappert. / Samstag componirte ich, ohne es beabsichtigt zu haben, ‘Das verlassene Mägdlein’ -von Schumann bereits himmlisch componirt. Wenn ich dasselbe Gedicht trotzdem componirte, geschah es fast wider meinen Willen; aber vielleicht gerade dadurch, daß ich mich von dem Zauber dieses Gedichtes plötzlich gefangennehmen ließ ist etwas Vortreffliches entstanden u. ich glaube, daß meine Composition neben der Schumann’schen sich sehen laßen kann.

Freund, es wird nachgerade stockfinster u. ich möchte diesen Brief beendet haben ehe mein Stubendrache gebietet: es werde Licht …”

Wolf bewohnte in Perchtoldsdorf ein altes Sommerhaus der Familie Werner, das nur über eine Öllampen-Beleuchtung verfügte. Bis zum 18. Mai hatte er dort, mit “Die Geister am Mummelsee” als letztem, 43 der insgesamt 53 Lieder nach Gedichten Mörikes geschaffen. “Dieses Lied bildete den Abschluß des ersten schöpferischen Ausbruchs in diesem Jahr des Wunders” (Frank Walker, “Hugo Wolf”, 1953).

Beiliegend ein weiterer e.Br.m.U. wohl ebenfalls an einen Freund: “Und der Herr sprach: / ‘Adam, wo verbirgst Du Dich?’ Hast Du eine schöne Eva gefunden, die Dich entführte, u. bist Du, ein Opfer Deiner Erfindung, den schönen Engländern ins Garn gelaufen … kurz, wann kann man denn Dich wieder einmal sehen? Antworte, od. besser komme baldigst zu Deinem / Wölfling. / Döbling 18. Mai 892”.

Ferner beiliegend ein e. adressierter Umschlag an den Komponisten “Herrn Dr. Karl Nawratil” in Wien (Poststempel: Hamburg 1872).


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